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Tourismus aus dem Ausland im Fokus – SKÅL blickt in die Zukunft der Destination Deutschland

16. Juni 2020

„Das internationale Geschäft, so schwierig es auch ist, muss in diesen Tagen wieder angekurbelt werden“, sagte Petra Hedorfer, die Vorstandsvorsitzende der Deutschen Zentrale für Tourismus (DZT), auf einem großen bundesweiten Online-Treffen der Berliner Sektion des SKÅL International, Wirtschaftsclub für Tourismus. Diese Einschätzung erwies sich als der Konsens teilnehmender Expertinnen und Experten des Incoming-Tourismus inmitten der Corona-Wirren. 

Gut 80 Touristiker aus Deutschland und dem Ausland fanden sich am Abend des 4. Mai in einer Videokonferenz zusammen, in der es im Lichte der aktuellen Corona-Krise um nicht weniger ging als die Zukunft Deutschlands als Reiseziel ausländischer Touristen. Sebastian Worel, der Geschäftsführer des Bundesverbands der Deutschen Incoming-Unternehmen BVDIU hielt den Impulsvortrag „Destination Deutschland – Vor und nach der Corona-Krise:  Welche Bedeutung haben Incoming-Unternehmen & Destination Marketing Companies (DMC) im Deutschlandtourismus?“

Auf dem krisenbedingt diesmal virtuellen Monatstreffen der Berliner Sektion des SKÅL International Wirtschaftsclub für Tourismus herrschte trotz des momentanen Stillstands der Besucherströme aus dem Ausland vorsichtiger Optimismus. Die Incoming-Unternehmen, die für Reiseveranstalter Hotels, Flüge, Attraktionen und mehr zu verkaufbaren Produkten bündeln und laut einer Studie ihres Verbands von 2019 insgesamt drei von insgesamt 15 Milliarden Euro Umsatz mit 16 Prozent aller Gäste aus dem Ausland abgewickelt haben, zeichnen sich Worel zufolge vor allem darin aus, dass sie ihre Kunden genau kennen. Eher im Hintergrund agierend und deshalb für manche aus der Branche „kaum auf dem Radar“, wüssten sie genau, was jeder Veranstalter für seine Endkunden in den Quellmärkten braucht und könnten exakt dies auch liefern. Online-Direktbuchungsportale seien dazu nicht in der Lage.

Überhaupt nicht ausreichend sei es aber, so Worel, sich auf Erfolgen aus der Vergangenheit auszuruhen. Die Frage laute: „Wie können wir unsere Qualität verbessern?“ Dringend notwendig sei ein Digitalisierungsschub für die Buchungssysteme. Und es gelte auch, „die Entfremdung zwischen Incoming-Agenturen und Hotels zu überwinden“. Jetzt sei es an der Zeit, die Partnerschaft auf neue Füße zu stellen und deutlich zu machen, dass die zu zahlenden Provisionen sehr gut angelegtes Geld seien. „Es wird die Incomer zukünftig noch mehr brauchen, weil sie den Gast immer genau im Blick haben, weil sie Botschafter Deutschland im Ausland sind und Zuversicht und Sicherheit vermitteln“ – beides laut Worel wesentliche Aspekte des Reiseverhaltens in Zeiten von Corona. „Das Modell zieht Menschen an, die sich gegenseitig vertrauen“.

Berlins SKÅL-Präsident Alex Gabriel Elsohn, in Ämterunion auch Präsident des BVDIU, ergänzte, weniger wichtig als das ganz genaue Wann des Neustarts des Incoming-Tourismus seien dessen Bedingungen, wie sie die Politik bestimmt: „Wir müssen die Anforderungen so früh wie möglich einfach wissen, damit unsere Leistungsträger in der deutschen Tourismuswirtschaft sich darauf einstellen können.“

Hedorfer erklärte, Deutschland habe es als internationaler Incoming-Markt im Ringen um die zukünftigen Kunden besonders schwer. Der Geschäftsreisen-Anteil sei hoch, Stranddestinationen seien durch die einheimischen Gäste bereits belegt und die Städte mit ihren Kulturangeboten als wichtigstes Stützte des Tourismus aus dem Ausland bräuchten besonders lange, um wieder als so sicher und attraktiv wie vormals wahrgenommen zu werden. „Ich rechne mit zwei bis drei Jahren, bis wir wieder auf dem alten Niveau sein werden.“ Umso wichtiger sei es, umgehend Geld in die Hand zu nehmen, um Deutschland jetzt und sofort im Ausland noch besser zu bewerben. Überwunden werden müsse auch der angstbesetzte, falsche Gedanke, ausländische Gäste würden das Virus einschleppen. Gebraucht würden jetzt „Mutmacher“, die ganz im Geiste von SKÅL gut zusammenarbeiten.

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