Hoch effizient, motiviert, leistungsstark: Der Berliner Club beleuchtete am 1. November die Chance für die Tourismuswirtschaft, Fachkräfte in Vietnam zu rekrutieren. Warum gerade Vietnam? Experten aus der Praxis hatten überzeugende Argumente.
Das Thema für das Clubtreffen im November hatte sich eher zufällig ergeben: Der Berliner Clubpräsident Moritz Freise hatte im Spätsommer zusammen mit anderen Startup-Unternehmen Vietnam auf Einladung des International Startup Campus Leipzig, Vietnam bereist. Zurück nach Berlin kehrte er mit tiefen Eindrücken nicht nur von einer Jahrtausende alten asiatischen Kultur, sondern auch von hohen Service-Standards in Hotels, aktiven Community Tourismus und erstklassigen Restaurants. Und er hörte immer wieder vom großen Traum junger vietnamesischer Fachkräfte, ihre Karriere eine zeitlang in Europa fortzusetzen: „am liebsten in Deutschland, und dort möglichst in Berlin oder dem Umland der Hauptstadt.“ Nach der Rückkehr blieb der Präsident am Thema. Schnell stellte sich heraus, dass die Rekrutierung gut und erstaunlich reibungslos bereits stattfindet und dass auch Mitglieder des Berliner Skålclubs bereits gute Erfahrungen mit dem Nachwuchs aus Südostasien machen.
Als Spezialist für die Verbindung Deutscher Unternehmen mit Vietnam sowie der Vermittlung vietnamesischer Fachkräfte war Huoang Nguyen als Ehrengast eingeladen. Als Vorstandsmitglied der Vereinigung vietnamesischer Unternehmer in Deutschland hat er seit 2010 einschlägige Erfahrungen gesammelt. „Wir verbinden deutsche Unternehmen mit Vietnam, und vietnamesische Unternehmen mit Deutschland", skizzierte der Vermittler zwischen den Kulturen seine Arbeit. Wesentlich für den Erfolg der Rekrutierung aus Vietnam sei die Betreuung der Neuankömmlinge: „Man muss die Leute an die Hand nehmen und vor allem in den ersten Tagen konstant begleiten.“ Ob die Mitarbeit in einem Unternehmen gelingt, entscheide sich sehr schnell. „Der erste Eindruck ist auf beiden Seiten entscheidend, und zwar auf beiden Seiten.“ Die Bürokratischen Hürden für eine Arbeitserlaubnis seien geringer als gedacht, wenn ein Unternehmen hinter der Arbeitnehmerin oder dem Artbeitnehmer steht. „A2-Sprachkenntnisse genügen dann bereits, um nach Deutschland kommen zu dürfen.“ Auch sollten sich Arbeitgeber klar machen, wie welch hohen Stellenwert in der vietnamesischen Kultur die Familie hat. „Wir arbeiten immer auch mit den Familien daheim in Vietnam zusammen, die müssen in den Prozess mit eingebunden werden." Dazu gehöre auch, für gute Möglichkeiten des täglichen Kontakts zu sorgen, was Internetverbindungen hoher Qualität unabdinglich mache.
In Berlin lebt Deutschlands größte Vietnamesische Gemeinde mit über 26.000 Einwanderern. Danach folgt bereits Leipzig mit über 20.000 Einwohnern vietnamesischer Abstammung. Das Potential sei noch sehr viel größer, aber erst in Ansätzen genutzt.
Jan Schröter, Geschäftsführer im Hotel & Spa Sommerfeld im brandenburgischen Kremmen, einem Mitgliedsbetrieb von Skal International Berlin, erzählte von seinen Erfahrungen. Das Familienunternehmen hat vor sieben Jahren angefangen, Fachkräfte aus Vietnam einzusetzen. „Ohne die 18 Leute, die es heute sind, müssten wir unser Hotel schließen, aber mit Ihnen können wir im Markt bestehen.“ Das sei keine Frage der Bezahlung, das Gehalt dasselbe wie das der Mitarbeiterinnen mit deutschem Pass. Was ihn überzeuge, sei die hohe Motivation, die herausragende Arbeitsmoral, steile Lernkurven und auch gute Kenntnisse aus Gastronomie und Hotellerie, die seine vietnamesischen Fachkräfte mitbrächten. Schröter wünscht sind, dass sein Erfolgsmodell weitere Kreise zieht. Während große, internationale Unternehmen die Ressourcen hätten, in der ganzen Welt zu rekrutieren, benötigten kleinere Betriebe Unterstützung: "Wünschenswert wären Initiatven der DeHoGa und der IHK's, ähnliche Projekte ins Leben zu rufen, denn gerade bodenständige Familienbetriebe können davon nur profitieren."
Das Lokal der Veranstaltung passte perfekt zum Thema. Das Team des Restaurants Ngon Berlin im Bezirk Mitte brachte seine gehobene vietnamesische Küche auf den Tisch und begeisterte 17 Mitglieder und drei Gäste des Monatstreffens auch mit seiner Gastfreundschaft.
Zu den Höhepunkten der Berliner Skålabend zählt die Begrüßung neuer Mitglieder. Präsident Moritz Freise überreichte Björn Kufahl, dem Geschäftsführer des SPD-ReiseService, die Mitgliedsurkunde, die ihn zum Teil der weltweiten Skal-Gemeinschaft mit Zugang zu weltweit zurzeit 311 örtlichen Clubs macht. Der Präsident dankte auch Rosmarie Berndt, die nach über 50 Mitgliedsjahren beschlossen hat, sich aus Altersgründen und zunehmender Mühsal der Teilnahme zurückzuziehen. Sie hatte Jahrzehnte lang durch regelmäßige Anwesenheit bei den Treffen bereichert und schied nun unter dem Beifall für ihr langjähriges Engagement aus. Moritz Freise sagte, Mitglieder wie sie seien der schönste Traum jedes Clubpräsidenten bei Skål und zollte ihr seinen tiefen Respekt für die nicht leichte Entscheidung, nun den Abschied von Skål zu nehmen.